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Stellungnahme zur Eskalation im Konflikt mit Nordkorea
MÜNCHNER BÜNDNIS GEGEN KRIEG UND RASSISMUS
US-Regierung droht mit Krieg
Stellungnahme zur Eskalation im Konflikt mit Nordkorea 30.08.2017
„Nordkorea droht den USA mit Atomangriff“, das waren in den letzten Wochen die Schlagzeilen in fast allen Medien von der FAZ über DIE ZEIT, DIE WELT, FOCUS, BILD- Zeitung bis zum ZDF. Dabei werden die Fakten bewusst verdreht.
Nicht Nordkorea droht mit einem Angriff auf die USA, sondern die USA drohen mit Krieg, falls Nordkorea seine Atomwaffen- und Raketentests nicht beendet.
Dafür gibt es aber keinerlei Rechtsgrundlage, selbst der UN-Sicherheitsrat hat nicht das Recht, die Einstellung der Raketen-Tests zu erzwingen.
Natürlich wird in den Medien auch über Äußerungen Donald Trumps berichtet, sie werden aber als Reaktion auf die angeblichen Atomkriegsdrohungen Nordkoreas dargestellt.
Nach den nordkoreanischen Tests mit Langstreckenraketen, die möglicherweise US- Territorium erreichen könnten, drohte Donald Trump am 8. August, Nordkorea würde „Feuer, Wut und Macht zu spüren bekommen, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat" und ein paar Tage später, „Militärische Lösungen sind nun vorbereitet, geladen und schussbereit, sollte Nordkorea unklug handeln“. Auch US-Verteidigungsminister James Mattis drohte, Nordkorea müsse „jeden Gedanken und jede Handlung unterlassen, die zu einem Ende seines Regimes und zur Zerstörung seines Volkes führen würde“. Wenn die US-Regierung an diesen Drohungen festhält, wird sie früher oder später auch zuschlagen, mit der Folge, möglicherweise einen Atomkrieg auszulösen.
Wer bedroht eigentlich wen? Die Fakten:
Anlass zur Kritik am Regime in Pjöngjang gibt es natürlich genug. Eine Bedrohung des Weltfriedens oder der USA ist Nordkorea jedoch nicht. Es gibt bis heute keinerlei Drohungen Nordkoreas mit einem Angriff auf die USA. Kim Jong Un will den USA aber vorführen, dass er in der Lage ist zurückzuschlagen, wenn er angegriffen wird.
Die gängige Propaganda westlicher Politiker und Medien, Nordkorea würde die USA oder ein anderes Land mit Atomwaffen angreifen, ist geradezu absurd, weil ein solcher Angriff unweigerlich die eigene Vernichtung zur Folge hätte. Nordkoreas Überlebensgarantie ist der Besitz von Atomwaffen - nicht aber deren Einsatz gegen Staaten, die das Land nicht militärisch angreifen. Nordkorea hat seine Atomwaffen- und Raketentests – quasi als Warnung – mit großem Propagandaaufwand öffentlich bekannt gemacht. Nordkoreas Botschaft lautet: Lasst uns in Ruhe, wir können auch zurückschlagen. Der Besitz von Atomwaffen ist aus der Sicht Nordkoreas seine einzige Überlebensgarantie. Das Regime in Pjöngjang folgt damit der Logik der Abschreckung, die seit den Zeiten des „kalten Krieges“ bis zum heutigen Tag das offizielle Dogma der atomaren Supermächte ist.
Umgekehrt haben die USA mit ihrer militärischen Präsenz im Pazifik ein monströses Drohpotenzial in der Region aufgebaut, mit der Fähigkeit Nordkorea – auch ohne den Einsatz von Atomwaffen – jederzeit in Schutt und Asche zu legen. Die USA verfügen in unmittelbarer Nähe zu Nordkorea und China über riesige Militärstützpunkte auf Guam und in Japan, mit dort stationierten Langstrecken- und Tarnkappenbombern. Dazu kommt die im Pazifik stationierte 7. US-Flotte, mit ca. 20 Kriegsschiffen, U-Booten und dem größten US- Flugzeugträger.
Einem möglichen US-Angriff hätte Nordkorea kaum etwas entgegenzusetzen. Kim Jong Uns Reaktion auf einen solchen Angriff könnte ein Vergeltungsschlag sein, der sich gegen die wichtigste US-Militärbasis im Pazifik, die Insel Guam richtet. In Frage dafür käme nur der Einsatz seiner Langstreckenraketen. Selbst die darauf folgende Aussicht auf die totale Vernichtung seines Landes und seines eigenen Untergangs wird Kim Jong Un möglicherweise von einem solchen Vergeltungsschlag nicht abhalten.
Unvergessen in der koreanischen Bevölkerung ist bis heute immer noch der Koreakrieg. Im Koreakrieg 1950 bis 1953 setzen die USA erstmals flächendeckend Napalmbomben ein. Der US-Bombenkrieg verwandelte Nordkorea in eine Kraterlandschaft. Dabei wurden fast drei Millionen Zivilisten getötet.
Während die Sowjetunion und China nach dem Waffenstillsand ihre Truppen abgezogen hatten, unterhalten die USA in Südkorea bis zum heutigen Tag 20 Stützpunkte mit rund 30 000 US-Soldaten. Jedes Jahr führen die USA gemeinsam mit Südkorea militärische Großmanöver durch, bei denen die Invasion Nordkoreas geprobt wird.
Die derzeitigen US-Kriegsdrohungen sind übrigens nur der Höhepunkt aller bisherigen militärischen Drohungen gegen Nordkorea. Bereits 1994 erwog US-Präsident Clinton einen Präventivschlag gegen die nordkoreanischen Atomanlagen. Das war 12 Jahre vor dem ersten Atomwaffenversuch Nordkoreas. 2001 erklärte US-Präsident Bush Nordkorea zum „Schurkenstaat“ und als Ziel für einen Atomwaffeneinsatz und Vice-Präsident Dick Cheney forderte einen gewaltsamen Regimewechsel in Pjöngjang.
Was mit anderen Ländern geschah, die als Schurkenstaaten gebrandmarkt wurden, haben die USA in Afghanistan, im Irak und Libyen vorgeführt. Auch sie waren keine Bedrohung für die USA oder den Weltfrieden, aber sie waren dem Vorherrschaftsanspruch der USA im Wege und sie waren der stärksten Militärmacht der Welt wehrlos ausgeliefert.
Keinerlei Kritik gibt es bisher am Verhalten Russlands und Chinas in diesem Konflikt.
Anfang August hat der Weltsicherheitsrat – mit Zustimmung Russlands und Chinas – die bisher schärfsten Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Zur Begründung dieser und aller vorhergehenden Resolutionen erklärt der UN-Sicherheitsrat wider besseres Wissen, dass Nordkorea entsprechend dem Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen „nicht den Status eines Kernwaffenstaates haben kann“ und dass die Nuklearversuche Nordkoreas „eine klare Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit“ darstellen.
Auch der UN-Sicherheitsrat verdreht die Fakten.
Nordkorea hat erstens 2003 den Nichtverbreitungsvertrag gekündigt und ist seither auch nicht an die darin enthaltende Verpflichtung gebunden, keine Atomwaffen zu erwerben oder herzustellen.
Zweitens sind die Atomwaffenversuche wie die Raketentests keine Bedrohung des Weltfriedens oder der internationalen Sicherheit und ebenso keine Bedrohung der USA oder anderer Länder. Ihr einziger Zweck ist die Abschreckung vor einem militärischen Angriff.
China und Russland weisen zwar regelmäßig darauf hin, dass der Konflikt mit Nordkorea durch Verhandlungen gelöst werden muss, haben aber trotzdem den UN- Sicherheitsratsresolutionen zugestimmt, die den USA als Vorwand für ihre Kriegsdrohungen dienen. China hat inzwischen alle Importe von Kohle, Eisen, Blei sowie von Fisch und Meeresfrüchten aus Nordkorea verboten. Die Exporterlöse Nordkoreas werden damit – zum Schaden der Bevölkerung des Landes – um ein Drittel dezimiert.
Chinas Zustimmung zu den Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und seine jetzt verhängten Sanktionen dienen nicht der Lösung des Konflikts. Die USA werden sich mit Chinas Sanktionen nicht zufrieden geben. Für die „Falken“ in der US-Regierung aber sind die Entscheidungen Chinas geradezu eine Ermunterung, ihre militärischen Drohungen und ihre Kriegsvorbereitungen fortzusetzen und schließlich auch wahr zu machen.
Weitgehend unbekannt ist Deutschlands Beihilfe für einen möglichen Krieg
Südkoreanische Medien berichten kürzlich von präzisen Angriffsplänen Südkoreas gegen den Norden. Um erfolgreiche Militäroperationen gegen Nordkorea zu ermöglichen, sollen deutsche Bunkerbrecher vom Typ „Taurus“ zum Einsatz kommen. Die Bombe wurde eigens dazu entwickelt, schwere Bunkeranlagen aufzubrechen. Die Hightech-Waffe ist derzeit die modernste Waffe dieses Typs auf dem Markt. Sie stammt vom deutschen Hersteller Taurus Systems GmbH aus Schrobenhausen. Eine dieser Bomben kostet 1 Million Euro. 260 Bomben hat Deutschland bereits an Südkorea verkauft, berichtete die südkoreanische Tageszeitung „The Korea Herald“ unter Berufung auf die eigene Regierung.
Wie könnte eine Lösung aussehen?
Niemand kann ein Interesse daran haben, dass sich immer mehr Staaten Atomwaffen zulegen. Die Welt wird dadurch nicht sicherer. Die Führung Nordkoreas wird allerdings erst dann bereit sein, auf den weiteren Ausbau des Atomwaffen- und Raketenprogramms zu verzichten, wenn die Souveränität und Sicherheit des Landes garantiert ist. Voraussetzung dafür wäre:
- die Beendigung aller Angriffskriegsdrohungen und völkerrechtlich verbindliche Sicherheits- und Nichtangriffsgarantien für Nordkorea,
- die Einstellung der militärischen Großmanöver der USA und Südkoreas, bei denen die Invasion Nordkoreas geprobt wird, sowie der Abzug der US-Truppen aus Südkorea,
- die Beendigung der Sanktionen, um eine wirtschaftliche Erholung Nordkoreas zu ermöglichen und schließlich ein Friedensvertrag zwischen beiden koreanischen Staaten.
Info + Kontakt claus.schreer@t-online.de